Wie ich hier schon vor zwei Tagen geschrieben hatte, wollte ich dieses lange Wochenende (inkl. Brückentag) nutzen um intensiv wieder mit dem Laufen anzufangen. Vielleicht etwas zu intensiv, vielleicht. Stand heute Sonntag war ich jeden Tag unterwegs, sogar Freitag auf dem Rad und laufend im Wald, sehr schöne Abwechselung. Gestern morgen kurz nachdem aufwachen stand für mich eigentlich fest, heute nimmst du dir mal einen Tag Auszeit, muss ja nicht alles übers Knie gebrochen werden.
Der Vormittag verlief recht entspannt im Familiengarten und auf dem Spielplatz, von Muskelkater bis zu diesem Zeitpunkt keine Spur. Hier und da zwickt es hin und wieder, allerdings nicht dramatisches.
Der Nachmittag wurde zur Herausforderung. Mit unseren Nachbarn und allen Kindern ging es zum Frühlingsfest in den Ort. Ein Fußmarsch bei dem es hauptsächlich darum ging die Kinder mit ihren Laufräder und Rollern zu bremsen. Pacemaker in jungen Jahren. Am Ortseingang stand der erste Teil vom Triathlon auf dem Plan. Eisdiele entern und in beschlagnehmen, es wurden keine Gefangenen gemacht. Schweine- und Mauseis wurde in nullkommanichts vernichtet. Die Bäuche voll mit herrlichen Erdbeeren und Vanilieeis ging es weiter zum zweiten schwierigen Teil. Kirmes.
Schon einmal mit vollem Bauch Raupe rückwärts gefahren?
Kinder können so etwas wesentlich besser wegstecken als Erwachsene. Das sie nicht nach der Fahrt wieder etwas gegessen haben ist alles. Wir ließen Kinderkarussell, Raupe und das wilde Entenangeln hinter uns. Auf dem Fußweg nach Hause, kam es knüppeldick.
Mein verrückter Nachbar, kam auf die Idee das die Kinder samt Müttern noch weiter auf dem Spielplatz gehen könnten und wir Männer den Wald noch unsicher machen könnten. „Laufen meinst du? Heute noch? Ich mit dem vollen Bauch, dem Sonnenbrand auf der hohen Stirn und den platten Füßen vom Marsch?“ Ja, sicher!
10 Minuten später standen wir umgezogen wieder vor der Tür. Ich bin schon Ewigkeiten nicht mehr zu zweit gelaufen, hoffentlich passen wir vom Tempo zusammen. Von der Gewichtsklasse und dem Trainingsstand waren wir recht gleich auf, soviel war bekannt.
Wir beschlossen eine kurze 5 km Runde durch den Wald zulaufen, wir gab es wenigstens genügend Schatten. Die Anzeige an der Apotheke sagte 25 Grad in der prallen Sonne. 4 Wochen gar kein Sport und jetzt wieder von 0 auf 1000 in drei Tagen. Bekloppt, egal macht halt gerade viel Spaß.
Die Kilometer gingen recht schnell vorbei, hin und wieder hörte ich das piepsen vom Forerunner und wusste wieder einer vorbei. Das Eis und die Raupenfahrt waren längst vergessen. Jetzt galt es nur darum Luft holen und weiter ein Bein vor das andere. Meinem Nachbarn hatte ich verheimlicht das ich eigentlich immer noch Gehpausen zwischendurch mache. Der Ansporn bzw. das Blamieren wäre mir in diesem Punkt doch zu groß gewesen, also biss ich mich durch. Bei Kilometer drei war die Welt noch in Ordnung. Wir beide merkten nur recht schnell das jetzt die Luft für Unterhaltungen weg war. Wir vereinbarten die restlichen Meter stiller zu laufen, um die Luft zu sparen. Gute Idee, ich war am Ende. Bei Kilometer 4,5 kam die Idee des aufgeben bzw. des gehen. Mein Nachbar bat mich darum gerade an dieser Stelle nicht stehen zu bleiben, hier wäre doch immer sein Tiefpunkt. Trottel gerade jetzt wo ich nicht mehr kann erzählst du mir von deinem Tiefpunkt und das ich nicht stehen bleiben soll. Merkst du was, ich bin am Ende schoss es mir durch den Kopf. Ausgesprochen habe ich diese Worte nicht. Vielleicht erzähle ich sie ihm beim nächsten grillen mit Bier.
Pitsch nass und das Gefühl 5,02 Kilometer gelaufen zu sein, kamen wir wieder an der Haustür an. Mein Puls raste und das Laufshirt war durch. Das Gefühl war gut und wir beschlossen ab sofort gehen wir öfter raus. Die Motivation zu zweit ist doch immens hoch.
So wurde aus einem geplanten ruhigen Samstag ein genialer Samstag mit laufenden Abschluss, hätte ich beim Vanilleeis nicht gedacht.
Und heute Sonntag – Ruhe Tag oder Laufeinheit, mal sehen was der Tag so bringt. Jetzt gehen wir erst einmal Fahrradfahren üben ohne Stützräder.